Biologische Vielfalt

Biodiversität oder biologische Vielfalt beschreibt die Gesamtheit des Lebens auf unserer Erde. Sie umfasst die Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume), der Arten innerhalb der Ökosysteme (Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen, etc.) und die genetische Vielfalt (individuelle Eigenschaften).

Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass artenreiche Ökosysteme stabiler sind als artenarme und Störungen besser ausgleichen können. Mit ihren unterschiedlichen Lebensansprüchen besetzen Arten unterschiedliche Nischen im Ökosystem. Manche Insekten beispielsweise sind wichtige Bestäuber, andere wiederum verbreiten Pflanzensamen oder bauen tierische und pflanzliche Abfallstoffe ab (https://www.mpg.de/biodiversitaet )


Weltweiter Rückgang der Biodiversität

Biodiversität leistet für die Gesellschaft eine wichtige Funktion durch ihre Ökosystemdienstleitungen wie die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen, CO2-Speicherung, Wasserhaushalt, Luftqualität, Erholungswert, Fruchtbarkeit der Böden und vieles mehr. Doch der Rückgang der Biodiversität vollzieht sich weltweit und ist von vielen Faktoren bedingt wie Zerstörung von Lebensräumen, Übernutzung der Flächen, Versiegelung, Verschmutzung, invasive Arten und Klimawandel. Dadurch verschlechtern sich die Zustände natürlicher Ökosysteme, ganze Lebensräume verschwinden und damit Tier- und Pflanzenarten.

Die Auswirkungen eines Rückgangs der Biodiversität können in seiner Gesamtheit nicht erfasst werden. Zu viele Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten und Individuen sind noch nicht bekannt, so dass mögliche Auswirkungen durch das Aussterben einzelner Arten und Individuen bzw. der Wegfall diverser Lebensräume noch nicht absehbar sind – zu komplex sind die Interaktionen zwischen den Systemen. Wird durch den Rückgang z.B. der Biodiversität ein Kipppunkt, also eine unumkehrbare Zustandsänderung, erreicht, kann dies negative Folgen auf Ökosystemdienstleistungen und zu einer Beeinträchtigung des menschlichen Wohlergehens haben. Wann mögliche Kipppunkte erreicht werden, kann durch zeitverzögerte Effekte nur schwer prognostiziert werden. 


Biodiversität im Obstanbau

Auch die Biodiversität in der Agrarlandschaft ist vielfach belegt und beschrieben. Dies betrifft in besonderer Weise auch die Biologische Vielfalt in Obstbaumkulturen.

Hier hat über viele Jahre hinweg ein Wandel vom traditionellen Hochstamm-Streuobstbau hin zum intensiv bewirtschafteten Niederstammobstanbau stattgefunden. Dieser hat zunächst zu einer Reduktion landschaftlicher Strukturen sowie im weiteren Verlauf zu einer Reduktion der Sortenvielfalt, einer verstärkten Mechanisierung der Bewirtschaftung und einer Intensivierung des Pflanzenschutzes geführt. Der Obstbau-Strukturwandel hat somit Auswirkungen auf alle drei Merkmale der Biodiversität: Lebensraumvielfalt, genetische Vielfalt und Artenvielfalt.

Seit einigen Jahren wird ganz konkret auch ein verstärkter Rückgang von Bienen und anderen Insekten beobachtet. Diese sind im Obstbau nicht nur von ökologischer, sondern auch von großer ökonomischer Bedeutung, da sie die Bestäubung sicherstellen. Daher haben die aktuellen Debatten um die ökologischen Auswirkungen des Einsatzes von Glyphosat und Neonikotinoiden auf Insekten sowie die Forderungen nach einer grundsätzlichen Pestizidreduktion auch innerhalb der Landwirtschaft nicht nur die Suche nach Alternativstoffen, sondern auch nach prophylaktisch wirksamen Maßnahmen und Methoden verstärkt. Derartige Mechanismen, die natürliche Gegenspieler in einem Ökosystem fördern, sodass die Hauptschädlinge einer Kultur in Schach gehalten werden können, werden mit dem Begriff „Funktionelle Biodiversität“ beschrieben.


Weiteres Biodiversitäts-Projekt

Gefördert von der EU-Kommission vereint das Projekt „LIFE Insektenfördernde Regionen“ unterschiedliche Partner für ein gemeinsames Ziel: den nachhaltigen Schutz von Insekten und Biodiversität. Die in diesem Projekt erarbeiteten Ansätze sind auf weitere Regionen in ganz Europa übertragbar

In sieben insektenfördernden Regionen werden regionale Biodiversitäts-Aktions-Pläne erstellt. Auf je 10 Vorreiter-Betrieben werden Maßnahmen für den Insektenschutz erprobt und weitere Landwirte motiviert, einen gehaltvollen Aktionsplan umzusetzen. Die Wirkungen auf die Insekten und Biologische Vielfalt werden mit einem Monitoring erfasst. Gleichzeitig werden Landwirt*innen, Berater*innen und Lebensmittelunternehmen geschult und Verbraucher*innen für das Thema sensibilisiert. Wichtig ist auch, attraktive Anreize für Landwirte und die Honorierung des „added value“ durch öffentliche Programme und die Lebensmittelbranche zu erwirken.


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